Die GAB widmet sich der Förderung der wissenschaftlichen und therapeutischen Tätigkeit auf dem Gebiet der neurogenen Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen, insbesondere der Aphasien und Dysarthrien.
Jeweils Anfang November findet an
wechselnden Orten in Deutschland, Österreich, der Schweiz oder Holland
die Jahrestagung mit wissenschaftlichen Vorträgen, Posterpräsentationen
und Keynote Speakern zu einem Schwerpunktthema statt.
Die GAB e.V. mit Sitz in München ist als gemeinnütziger Verein anerkannt.
Die GAB ist Mitglied in folgenden Fachgesellschaften:
Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN)
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG)
Deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik (dgs)
Nachruf auf Dr. Annelie Kotten (*1941 – †2024)
Am 12. November 2024 verstarb Dr. Annelie Kotten in ihrer bayerischen Wahlheimat, in Penzberg. Annelie Kotten gehörte zu den WegbereiterInnen der Klinischen Linguistik in Deutschland, ihr berufliches Herz gehörte vor allem der Entwicklung therapeutischer Konzepte für von einer Aphasie betroffenen Menschen, um diese bei den ihr anvertrauten PatientInnen umzusetzen. Eine Wegbereiterin der Klinischen Linguistik wie Annelie Kotten hat natürlich nicht Klinische Linguistik studiert, einen solchen Studiengang gab es damals noch nicht. Man studierte in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts Linguistik, Phonetik, Kommunikationswissenschaft und Psychologie, den Weg zu klinischen Fragestellungen in der Linguistik musste man sich in eigener Initiative weitgehend selbst erarbeiten. So auch Annelie, die ein Praktikum an der Rheinischen Landesklinik für Sprachgestörte in Bonn absolvierte, bei dem der damalige Direktor Prof. Anton Leischner auf sie aufmerksam wurde. Leischners Weitsicht war es zu verdanken, dass er sie als Linguistin in sein Therapeutenteam aufnahm, was damals noch als sehr unüblich galt.
Ich begegnete Annelie zum ersten Mal bei der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Aphasieforschung und –behandlung 1975 in Wien, eine junge, energische Frau, damals noch mit langen Haaren und hohen Lackstiefeln. Seit dieser Zeit waren wir freundschaftlich miteinander verbunden, noch intensiver, als sie mir ab 1988 geographisch näher kam, nach Bad Heilbrunn in Oberbayern, wo sie in der dortigen Reha-Klinik eine sprachtherapeutische Abteilung aufbaute, die sie bis zum Erreichen der Altersgrenze in 2003 erfolgreich leitete. Sie war Mitautorin des Buches „Sprachübungen zur Aphasiebehandlung“, über viele Jahre praktisch das einzige Therapiematerial, das den AphasietherapeutInnen zur Verfügung stand.
Annelie Kotten engagierte sich auch stark für die Weiterbildung der Klinischen LinguistInnen, indem sie in den frühen 90er Jahren in ihrer Abteilung eine Stelle für „LinguistIn im Praktikum“ (LiP) schuf. Viele Klinische LinguistInnen konnten sich durch ihre engagierte fachliche Begleitung mit einem Jahrespraktikum für den therapeutischen Beruf qualifizieren. Auch im Berufsverband engagierte sich Annelie und übernahm für mehrere Jahre das Amt der 1. Vorsitzenden im Berufsverband Klinische Linguistik (BKL). 1997 erschien ihr Buch „Lexikalische Störungen bei Aphasie“, ein Buch, das vielen TherapeutInnen den Einstieg in die modellgeleitete linguistische Aphasietherapie ermöglichte, weil es didaktisch hervorragend aufbereitet war. Als Anerkennung für ihre Verdienste um die Wegbereitung der Klinischen Linguistik, die Entwicklung vieler therapeutischer Konzepte und ihrem Engagement im Berufsverband verlieh der BKL ihr die Ehrenmitgliedschaft im Verband.
Als die Vorläufergesellschaft der GAB in den frühen 90er Jahren den Förderpreis für hervorragende Abschlussarbeiten junger akademischer SprachtherapeutInnen und LogopädInnen etablierte, übernahm Annelie Kotten den Vorsitz in der Förderpreisjury, ein Amt, das sie viele Jahre mit großer Begeisterung ausübte. Ich erinnere mich gerne an die vielen intensiven Diskussionen, die wir miteinander über die Preisverleihung führten, denn wir beiden lasen immer alle eingereichten Arbeiten. Ihre Begeisterung für neue therapeutische Konzepte war so groß, dass sie sogar einmal spontan ein extra Förderpreis für die beste therapeutische Arbeit verleihen wollte, ein Wunsch, den wir ihr als Jury gerne erfüllten.
Auch nach Ende ihres Berufslebens blieb Annelie Kotten noch viele Jahre eine treue Besucherin der GAB-Jahrestagungen. Und für viele blieb sie Ansprechpartnerin für therapeutische Fragen, als ‚heimliche‘ Supervisorin hat sie immer noch bereitwillig andere an ihrer langjährigen Erfahrung als Therapeutin und ihrem großen Fachwissen teilhaben lassen. Die Klinische Linguistik und die GAB als wissenschaftlicher Fachverband haben ihr viel zu verdanken. Annelie Kotten war eine prägende Persönlichkeit für eine ganze Generation von AphasietherapeutInnen und so werden wir sie mit Dankbarkeit in unserer Erinnerung behalten..
Ernst G. de Langen